Nach einen meiner ersten Gottesdienste in Kellberg habe ich Walter Tirl das erste Mal vor seiner Galerie (auf der anderen Straßenseite der Kirche) getroffen. Er begrüßte mich mit den Worten: „Dort (in der Kirche) ist die Theorie – hier (in der Galerie) die Praxis“. Mittlerweile verstehe ich, was er damit gemeint hat. Ich durfte schon einige schöne Stunden am Mittwochvormittag mit ganz lieben und netten Menschen dort erleben. Vor kurzem war ich mit Roswitha Sterl aus Thyrnau bei ihm. Wir möchte euch von unserem „Erlebnis“ in Walter´s Galerie berichten.
„„Dort (in der Kirche) ist die Theorie – hier (in der Galerie) die Praxis“”
Andreas: “Es ist Mittwoch 10 Uhr. Roswitha und ich sind mit dem Rad von Thyrnau gekommen. In Walters Galerie begrüßt uns ein gedeckter Tisch mit Kerzen und ein freundlicher Walter. Er heißt uns und kurze Zeit später auch Marianne herzlich willkommen und bewirtet uns mit duftenden Kaffee und leckeren Brezen. In Walters Galerie ist man umgeben von unglaublich vielen Papiermodellen und einigen Bildern seiner Frau Hilde. Eigentlich ist immer entspannte Stimmung, aber heute sind Walter und Marianne traurig. Ein junges Mädchen aus Kellberg, welches beide in ihre Herzen geschlossen haben, ist schwer krank. Diese Nachricht schockiert und macht betroffen. Beide erzählen von den Ereignissen der letzten Wochen und warum sie sich Sorgen machen. Die Situation ist schwierig und man fühlt sich hilflos. Ich biete Ihnen an zu beten und wir bringen gemeinsam die Situation im Gebet vor Gott. Das ist typisch für die Begegnungen in der Galerie – es gibt immer Situation, wofür man beten kann. Die tiefsinnige und einfühlsame Art von Walter und der Gäste schaffen den Raum dafür. ”

„Die Gäste wurden sogar mit Kerzenlicht empfangen!”
Roswitha: „Ganz ohne Vorinformationen betrat ich um 10 Uhr das Museum und stand kurz still da – überwältigt vom ersten Eindruck – rechts an der Wand eine Farbexplosion in großen Bildern seiner Frau Heidelind, eine Blütenpracht, aber auch das dominante große Kunstwerk mit dem Titel „der Weg ins Licht“ in satten Blautönen und lichtdurchfluteten sonnengelben Mittelpunkt ist impossant. Dann die vielen kleinen und größeren Glasvitrinen mit Miniaturgebäuden wie Notredame, Neuschwanstein, Semperoper – Kirchen – auch der Passauer Dom ist zu bewundern – sowie Lokomotiven – Flugzeugen, Schiffe, Autos und Tiere wurden aus Papier gefertigt. Staunend ging ich durch die Reihen, und kam an einen gedeckten Tisch – Die Gäste wurden sogar mit Kerzenlicht empfangen! Kurz darauf kam Hr. Pfarrer Erndl und zwei weitere Frauen dazu. Nach einem schönen Gebet von Hr Pfarrer entwickelte sich eine intensive Unterhaltung. Walter erzählte von den Bastelstunden mit Kindern: wie interessiert und konzentriert und sauber sie mitarbeiteten. Ich habe ein paar Unikate bewundern können und war erstaunt, was Kinderhände unter professioneller Hilfe fertigen können. Ganz erfüllt von diesen Eindrücken werde ich in meinem Umfeld davon mit Begeisterung berichten.“
Andreas: “Die Krankheit der Frau von Walter war der Anfang der Galerie. Bei einem Kuraufenthalt von Heidelind lernten beide Kellberg kennen und lieben. Dann erstand die Idee von der Galerie als Begegnungsort für Menschen. Jetzt, wo Heidelind nicht mehr lebt, lebt ihre Vision weiter und damit auch sie. Die Galerie ist ein Ort, wo Menschen sich begegnen und wo Geschichten erzählt werden, die irdisches und himmlisches verbinden. Auch heute reden wir über Botschaften von Verstorbenen oder auch die Kommunikation von Tieren mit Menschen, auch über deren Tod hinaus. Walter hat schon viele Wunder erlebt und jedes Treffen in der Galerie ist für ihn ein Wunder. Das spürt man auch. Es ist ein besonderer Ort. Ein Ort, wo sich auch schon Partner gefunden haben. Ein Ort, wo man über die Fügungen Gottes spricht. Walter vertraut da ganz auf seien Heidelind. Sie war der kommunikative Partner in ihrer Beziehung und sei bringt jetzt die Menschen in der Galerie zusammen. Für Walter ist Heidelind noch immer präsent. Er sagt, dass echte Freundschaft keine Entfernung und keine Zeit trennt. Man spürt, dass die Galerie ein besonderer Ort ist, ein Ort, wo vielleicht nicht viele Menschen kommen, aber dafür die Richtigen zum richtigen Zeitpunkt.
Eine Inspiration sind natürlich auch die Bilder. Ein Bild von Heidelind heißt: der Weg zum Licht. Es ist und bleibt unfertig und überschreitet damit die Zeit. Vielleicht malt es Heidi in der Ewigkeit fertig, möchte man denken.
„Die Galerie ist ein Ort, wo Menschen sich begegnen und wo Geschichten erzählt werden, die irdisches und himmlisches verbinden.”

Ein weiteres Bild ist die „Tür zum Paradies“, wie Walter es nennt. Die Tür zum Paradies ist eigentlich das Nordtor des Florenzer Baptisteriums. Dort findet man verschiedene Bilder. Die Kopie eines Bildes mit einer Darstellung der Geschichte von Josef und Benjamin hat seinen Weg in Walters Galerie gefunden.

Wer die Geschichte dazu hören möchte, kann Walter gerne fragen. Er erzählt gerne die Geschichten seiner Bilder, oder auch der Papierwerke. Marianne erzählt uns beispielsweise an diesem Tag, dass im Museum einige Werke ihres Mannes ausgestellt sind. Wenn sie im Museum ist, dann fühlt sie sich auch ihrem Mann nahe.
Ich bin Walter sehr dankbar, dass er mich damals angesprochen hat und dass sich daraus eine Freundschaft entwickelt hat. Walter hat mir im Vorfeld unseres Besuches einen Text geschickt, in dem er seine Galerie mit seinen Worten beschreibt:”

„Die Galerie erinnert uns daran, dass jedes Leben ein Geschenk ist – einzigartig, wertvoll und vergänglich. Doch in der gemeinsamen Kreativität, im Gedenken, im Teilen bleibt etwas bestehen.”
KUNST ALS ZEUGNIS DES LEBENS – DIE GALERIE „KUNST KARTON KREATIV“ IN KELLBERG
Walter: “Manchmal führt uns das Leben auf unerwartete Wege – Wege des Abschieds, aber auch der neuen Begegnungen. Meine Frau Heidelind Tirl war Kunstpädagogin, ich selbst arbeitete als Technischer Redakteur in München. Als Heidelind schwer erkrankte, kam sie zur Rehabilitation in die Klinik Pr. Schedel. Während dieser Zeit entdeckten wir die Schönheit von Kellberg und entschieden uns 2017, unseren Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen.
Nach Heidelinds Tod im Jahr 2020 stand ich vor der Frage, wie ich ihr Erbe bewahren könnte. Dann hörte ich von freien Räumen im Kronawitter-Gebäude und fasste den Entschluss, die Galerie „KUNST KARTON KREATIV“ zu eröffnen – einen Ort, an dem ihre Gemälde weiterleben und meine Kartonmodelle einen Rahmen finden. Doch schnell wurde die Galerie mehr als ein Ausstellungsraum: Sie wurde ein Treffpunkt. Kinder kamen, um gemeinsam zu basteln, zu tanzen und zu singen. Jeden Mittwoch treffen sich Erwachsene zum Kaffeekränzchen. In dieser Gemeinschaft erlebte ich, wie Kreativität das Dorfleben bereichern kann.
Durch das Internet wurde die Galerie über Kellberg hinaus bekannt. Menschen stellten mir Kartonmodelle ihrer Angehörigen zur Verfügung, sodass sich die Sammlung stetig erweiterte. So entstand das einzige Kartonmodell-Museum Deutschlands, das auch Ölgemälde zeigt. Der Eintritt ist frei, es wird nichts verkauft – doch eine Spendenkasse ermöglicht es, jährlich den Hospiz-Verein Passau und das PALIO-Team Waldkirchen zu unterstützen. Besonders Kurgäste der Reha-Klinik Pr. Schedel und Urlauber finden den Weg in die Galerie, um sich berühren zu lassen von der Schönheit der Vergänglichkeit.
Denn genau das möchte ich bewahren: Zeugnisse eines kreativen Lebens, Erinnerungen an Menschen, die ihre Spuren hinterlassen haben. In der Bibel fand ich Worte, die mir den Sinn dieses Weges verdeutlichten. Ich erkannte, dass Gott uns nicht in Versuchung führt, sondern die Weichen stellt. Und so zeigte sich schon bald, dass diese Galerie nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch eine Notwendigkeit ist. Denn das Leben geht oft unerwartete Wege – so erlitten 2023 der Vermieter der Galerie, und 2025 ein Mädchen aus der Bastelgruppe einen Hirntumor.
Die Galerie erinnert uns daran, dass jedes Leben ein Geschenk ist – einzigartig, wertvoll und vergänglich. Doch in der gemeinsamen Kreativität, im Gedenken, im Teilen bleibt etwas bestehen.”
Der Bericht ist eine Gemschaftsproduktion von Walter Tirl, Roswitha Sterl und Andreas Erndl