
Kirchenasyl
Das Kirchenasyl ist eine humanitäre und christliche Praxis, die in Deutschland von Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften ausgeübt wird.
„Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen”
Von Kirchenasyl spricht man, wenn eine Pfarrgemeinde Asylsuchende in ihren Räumen aufnimmt, um sie vor staatlichen Abschiebe- und Rückführungsmaßnahmen zu schützen . Da es Kirchenasyl im rechtlichen Sinne nicht gibt, befindet sich die Pfarrgemeinde in diesen Fällen außerhalb des geltenden Rechts . Von Seiten des Bayerischen Innenministeriums gibt es allerdings (noch) die Zusage, kein Kirchenasyl gewaltsam räumen zu lassen, solange wir uns daran halten, Kirchenasyl nur als „ultima ratio“, als Nothilfe im Einzelfall zu gewähren
Es dient dazu, drohende Menschenrechtsverletzungen oder individuell unzumutbare Härten abzuwenden . Bei den allermeisten Kirchenasyl-Fällen handelt es sich um sogenannte Dublin-Fälle. Die Behörden haben in der Regel sechs Monate Zeit, die Betroffenen in das europäische Land zurückzuführen, in dem sie zuerst ange kommen waren . Gilt der Asylsuchende als untergetaucht, kann er bis zu einer Frist von 18 Monaten zurückgeführt werden . Sind die Fristen ohne Rückführung verstrichen, wird das Asylverfahren in Deutschland und nicht im Ankunftsland durchgeführt . Diese Frist versuchen nun immer mehr Betroffene im Kirchenasyl zu überbrücken . Die Kirchen stehen vor einem Dilemma: Auf der einen Seite ist der Staat an die bestehenden gesetzlichen Regelungen der Dublin-Abkommen gebunden . Auf der anderen Seite sind allen hehren Bekundungen zum Trotz weder die rechtlichen noch die sozialen Bedingungen in den europäischen Ländern gleich . Zudem sind viele Menschen von der langen Flucht schwer traumatisiert und brauchen endlich Ruhe und sichere Verhältnisse . In jedem Fall fordert die Durchführung eines Kirchenasyls von einer Pfarrgemeinde viel Engagement und muss gut vorbereitet sein . Der mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vereinbarte Ablauf zur Prüfung der Voraussetzungen eines Härtefalls ist dringend einzuhalten .
Die Diözese Passau befürwortet Kirchenasyl und hat dafür eine Ansprechperson beauftragt. Hier finden Kirchenasylsuchende sowie Kirchenasylgebene Beratung und Hilfe. So soll das Kirchenasyl auf ganzheitliche Weise und mit Rücksicht auf alle individuellen Gegebenheiten begleitet werden.
Im Pfarrverband werden Asylsuchende im Kooperatorenhaus in Thyrnau aufgenommen und von Mitgliedern des Ortscaritasvereins Thyrnau betreut.
Aktuell ist ein 27jähriger Syrer im Kirchenasyl. Ihm drohte die Abschiebung nach Kroatien, wo er Misshandlungen erlebt hat. Das Kirchenasyl wurde vermittelt durch eine deutsche Familie, die sich sehr für ihn eingesetzt hat.